Wer sich gerade scheiden lassen will könnte durchaus auf einen „Scheidungspapst“ namens Christian Kah stoßen, der gerade von einem Scheidungsportal inerviewt wurde.

Udo Vetter schrieb über ihn und das absurde Interview, das die Autorin des Scheidungsportals, Lea Hirschfelder, führte. Spannend ist nicht nur das Interview sondern auch die Person der Lea Hirschfelder.

Als Domaininhaber des Scheidungsportals ist die Ho2tel Limited aus Hastings in England eingetragen, als technischer Ansprechpartner – dreimal dürft Ihr raten: Herr Kah daselbst. Von Frau Hirschfelder, die so engagiert und voller Einsatz schreibt, dass sie Kah sogar bei 30 C auf dem Karlsruher Schlossplatz hinterhereilt, um ihn zu interviewen, gibt es sogar Bilder auf der Website.

Diese allerdings, nun, ich hab schon vor einigen Jahre in Onlinecommunities Fakes und echte Accounts unterscheiden gelernt, und die Bilder von Frau Hirschfelder scheinen mir dann doch aus einer Bildersammlung lizenzfreier Fotos zu stammen. Zumal – auf diesem hier hat mich der eigentliche Dateiname genauso stutzig gemacht, wie die aus den USA stammenden Ablagen auf dem Schreibtisch und der Röhrenmonitor, der in so fein ausgestatteten Büros wohl im Jahr 2009 nicht mehr anzutreffen ist.

Der Dateiname „menschen-44432“ klingt doch sehr nach Bildersammlungen von Hemera, in der gut abgehangene Agenturbilder lizenzfrei verbreitet werden – gut abgehangen, daher auch der alte Monitor? menschen-1614.jpgDa ich selber entsprechende Sammlungen nur zum Dekorieren von Websites und Flyern benutze, hab ich nur welche mit freigestellten Objekten und kann daher nicht nachweisen, dass diese nicht freigestellten Bilder von einer solchen DVD stammen.

Wenngleich ich es schon für nicht unwahrscheinlich halte, dass Lea auch noch andere Berufe als den der Journalistin hat, z.B. als Kellnerin arbeitet. Ich kann – wie gesagt – schon ob der Qualität und Größe des Bildes auf der Scheidungswebsite kaum beweisen, dass die beiden Modelle identisch sind. Man müsste schon das komplette Bild von Lea auf einer DVD finden, das – wie erwähnt, in meinen Sammlungen nicht vorkommt. Vielleicht hat ja jemand anders mehr Glück.

Dieses Bild heisst aber nach dem Export aus der Sammlung „Photo-Objekte 1“ und Einfügen des „-“ anstelle des Leerschrittes (was im Web empfehlenswert ist) übrigens „menschen-1614.jpg“ – nur mal so als Indiz für die Herkunft der Bilder von Lea.
Und noch eins: eine Lea Hirschfelder existiert im Web jedenfalls außerhalb des Scheidungsportals und Websites, die über das schräge Interview berichten, nicht. Möglicherweise wurde jemand bei der Namenssucher ja sogar von einem Buch, das er vermutlich auf dem Schreibtisch hat, inspiriert.

Aber seisdrum: Das eigentliche Portal ist schon so bunt und flackernd aufgebaut, dass vermutlich kaum jemand ernsthaft drauf klicken wird. Es beweist wieder, was das „Phänomen DTP“ so mit sich bringt: Schreiben, die früher ordentlich auf der Maschine getippt wurden, sehen heute aus, wie Wurfsendungen einer Pizzabude. Das gilt für die Flyer der Straßengemeinschaft genauso, wir für Einladungen zur Goldhochzeit oder die Websites von Scheidungsportalen.

Update: Richter Ballmann hat den eindeutigen Model-Beweis für Lea erbracht: http://tineye.com/search/c3329a59edf8c70b832f72d21a0edc551dd50fb6 zeigt genau das Bild. Wobei – lizenzfreie Bilder haben das so an sich – dieses Motiv sicherlich an vielen Stellen angeboten wird.


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