…ist Thema des aktuellen Spiegel-Aufmachers. Und als ob der Printspiegel sich zum Fachblatt für Internetausdrucker mausern will, gibt eine Redakteurin auch gleich im Frühstücksfernsehen ein tolles Interview.

Kerstin Kullmann heisst sie und hat auch schon Zensursula von der Leyen interviewt. Das qualifiziert für dieses Thema.

Und jetzt berichtet sie von diesem Dings, diese Computersache, Internet heisst sie wohl. Die da in diesem Dings gemacht wird, wie heisst das doch gleich? Danke, genau: Rechtsfreier Raum. Wo es Sachen gibt, die es im richtigen Leben nicht gibt. Kinderpornos, Gewaltdarstellungen, Beleidigungen, Diffamierungen, üble Nachrede und all sowas.

[youtube 6AmmFN0joPI]

Aber Mensch, Frau Kullmann, die Recherche ist aber sowas von unvollständig!

Im Interwebz gibt es noch viel mehr unglaubliche Dinge, die es nur dort gibt. Abgesehen von Sockenpuppen, die es im wirklichen Leben glücklicherweise auch nicht gibt.

Da waren doch gleich Katzen in Gläsern, die im richtigen Leben noch niemand gesehen hat, auch nicht das FBI, das die Firma dieser vorgeblichen Tierquäler „hochnehmen“ sollte. Wichtig auch für die Ökologie ist das dehydrierte Wasser, das in kleine Beutel abgefüllt viel weniger Transportkosten verursacht – die Käufer müssen es nur kurz zu Hause in Wasser auflösen, um es trinken zu können. Machen Sie doch mal ne Probebestellung – sie werden sehen, das gibt es nur im Internet.

Falls Sie noch unverheiratet sind – einen Ehemann können Sie – natürlich nur im Internet – per Post bestellen, wäre das nichts? Und damit Sie auch weiter beim Spiegel arbeiten können, ganz ohne Ausfallzeiten wegen der Schwangerschaft, kann er auch gleich im Internet das gemeinsame Kind austragen.

Zurück zur Umwelt: Wäre nicht die internetweite Verschmutzung unserer Gewässer durch  Dihydrogenium-Monoxid ein Thema für den SPIEGEL? Oder ein Bericht nebst Interview über den mysteriösen Mann, der mit seinem Rucksack und seiner Wollmütze an allen Schauplätzen von Unglücken und Kriegshandlungen fotografiert und im Internet abgebildet wurde?

Aber keine Angst – die Rettung der löblichen Internetzstehsegler durch Reinhard Pfaffenberg steht kurz bevor, wir müssen also nicht befürchten, eines Tages das Ende des Internets zu erreichen.

Also, liebe Frau Kullmann. Kinderpornographie gab es schon, da träumten nur ein paar verrückte Informatiker von einem weltweiten Computernetz. Aber das war wohl vor Ihrer Zeit. Das war die Zeit, wo sich in der Bahnhofsbuchhandlung niemand in die Nähe der FKK-Magazine getraut hat – denn einige davon waren nur Tarnmäntelchen für die Abbildung nackter Kinder. Die schon damals sowas von strafbar war. Wenn Sie außerhalb des Internets mal Gewaltdarstellungen sehen wollen, dann gehen Sie ins Kino. Aber nicht gerade in Harry Potter oder den Glücksbärchifilm, suchen Sie sich was mit FSK18-Einstufung raus.

Und den Rest: Beleidigungen und sowas, da empfehle ich einen Blick ins Telefonbuch. Auch Sie wohnen in einem Schiedsmannbezirk, und solche Verfahren landen meist beim Schiedsmann. Der wird Ihnen da ne Menge erzählen können. Sowas zu machen nennt man übrigens Recherche und es gehört eigentlich zu Ihrer Arbeit.

Ich bin schon fast so lange online wie Sie auf der Welt, also kann ich Ihnen da bestimmt Tipps für wirklich Interessante Internetthemen geben. Aber nicht mehr heute, denn die Möbellieferung für meinen rechtsfreien Raum ist gerade gekommen.

Update

Stefan Niggemeier hat eine weitere Version des Kurzinterviews aus dem „Frühstücksversehen“ entdeckt:

Es ist, wie immer, alles noch schlimmer. Der traurige Versuch einer „Spiegel”-Redakteurin, in der ohnehin unwürdigen Presseschau-Rubrik des „ZDF-Morgenmagazins” die Titelgeschichte des Blattes zum Thema Recht im Internet zu erklären, der als YouTube-Video seit einigen Tagen die Runde macht — das war ihr wacher Auftritt.

Tatsächlich klingt sie weniger verworren als in der späteren Version, konfabuliert aber (leider für Außenstehende schlüssig) einen ziemlichen Murx zusammen. Für alle, die es sehen wollen, hier der Auftritt vor dem Kaffee:
[youtube hlqKYpMK1MU]


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14 Jahre zuvor

Keine neuen Ideen im Krieg gegen die Wahrheit…

Geklaut von Fonzo

Im Krieg gegen die Wahrheit gehen dem Wahrheitsminiserium die Ideen aus. Wie schon im letzten Jahr ficht die Propaganda-Zentrale der Transatlantiker in diesem August mit blonden Plattitüden einen heroischen Kampf gegen das…