Der kleine Mann hinter dem Schalter war irritiert. Ein Uniformierter stand da und wolle einen Pass von ihm haben. Ein echter Hauptmann, legitimiert zu unmittelbarem Zwang qua Uniform.

Als der kleine Mann hinter dem Schalter zögerte, weil noch nie ein Hauptmann existiert hatte, der keinen Pass besaß, wurde der Uniformträger forsch: „Haben sie gedient?“ fragte er. Der Schalterinsasse nahm Haltung an und meldete pflichtbewusst, wann, wo und mit welchem Dienstgrad.

Der Uniformierte, tatsächlich kaum größer als der Beamte, war der Hauptmann von Köpenick. Ein Betrüger, der nie gedient und alles über das Militär im Gefängnis erlernt hatte. Der nun mit einer gekauften Uniform versuchte, einen Pass zu erlangen, denn ohne Pass kriegt er keine Arbeit, ohne Arbeit keine Wohnung und ohne Wohnung keinen Pass.

Das Überbewerten des „Dienens“ sollten wir seit 1945 überwunden haben. Trotzdem wurde die Frage wieder gestellt.

Am Dienstag.

Vor Gericht.

In Düsseldorf.

„Haben Sie gedient?“

Die Frage galt keinem Geringeren als dem Maler Jörg Immendorff. Der – wir erinnern uns – war bei einem Sex&Drugs-Gelage im Steigenberger aufgeflogen. Nun steht er wegen Drogendelikten vor Gericht.

Vor einem Amtsgericht, dessen Legitimation sich auf unser Grundgesetz stützt. Nicht auf die Weimarer Verfassung, nicht auf die Notstandsgesetze oder Militärrecht.

„Sind Sie sexuell normal veranlagt?“ fragte der Richter.

Natürlich sind Richter unabhängig. Aber dieser Mann ist offensichtlich nicht neutral. Oder überfordert.

Und gehört abgelöst.

Der Fall in der TAZ

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