Mir wird mulmig, wenn ich die Diskussion über Vaterschaftstests verfolge. Ein Kollege mit außerehelichem Sohn und ließ die Vaterschaft – die er übrigens nie angezweifelt hatte – durch einen entsprechenden Test nachweisen. Er wollte Anfechtungen seiner ehelichen Kinder im Erbfall vorbeugen, was durchaus Verantwortung und Weitsicht des Vaters zeigt.
Er ist meiner Beobachtung nach ein Ausnahmefall. Wenn ich mich umschaue, wo im Internet die Diskussion um den heimlichen Test geführt wird, lande ich immer wieder in Foren von Männervereinen. Der „Väteraufbruch für die Kinder“ beispielsweise hat auch eine Domain, die sich mit „Zweitfrauen“ befasst. Tenor: Wenn Mann Kinder aus erster Ehe hat, dann liegt die Ex immer mit im Bett.
Das ist sicher traurig, aber unvermeidlich, denn niemand kann die Prägungen aus früheren Lebensphasen wieder löschen wie eine Diskette. Vor diesem Hintergrund erscheint mir persönlich die Forderung nach geheimen Vaterschaftstests heuchlerisch.
Denn: Wenn Mann die Hypothek von Kindern aus einer früheren Ehe in die Beziehung einbringt, dann fragt Frau sich, warum die Ehe in die Brüche gegangen ist. Wo die Kinder doch ein klassischer Grund sind, die Ehe doch noch zu retten. Neben dem klassischen Grund für den geheimen Test – Sparen des Unterhalts für fremder Männer Kinder – kommt also noch die Rettung der Neubeziehung hinzu. Wenn man nachweisen könnte, dass die Ex nicht nur untreu war, sondern einem auch noch einen Balg untergeschoben hat, ist Mann nicht nur fürs Scheitern exculpiert, sondern gleich auf der Opferseite.
Ein weiterer, in Zukunft immer wichtiger werdender Punkt wird m.E. Noch viel zu wenig beachtet. Wie Frau Zypries richtig sagte: Unsere genetischen Codes sind das wertvollste, was wir haben. Auch sicherheitspolitisch. So, wie der Staat heute nach den Daten der Fernmeldedienstleister greift, um unbemerkt das Kommunikationsverhalten „vedächtiger“ Personen zu analysieren, werden mit der Einführung von RFID-Chips die Daten des Einzelhandels interessant, um zu ermitteln, wer welches durch RFID identifizierbare Tatwerkzeug erworben hat. Übermorgen sind es dann womöglich die genetischen Fingerabdrücke, die aus den Datenbanken der Gentech-Dienstleister abgerufen werden. Ein Indiz ist die Bereitschaft des BKA, bei der Identifizierung deutscher Tsunami-Opfer durch Gen-Experten zu helfen; die hierbei erstellten genetischen Profile sind für die Ermittler wertvoller als Gold.
Wer heute seinem Kind einen genetischen Vaterschaftstest zumutet bringt es übermorgen in die Gefahr, Ziel von Ermittlungen zu werden, weil der Gencode zufällig an einem Tatort gefunden wurde.
Man kann Telefonate verschlüsseln und durch Barzahlung seine Identität durch Barzahlung an der Supermarktkasse verschleiern.
Seinen genetischen Fingerabdruck kann man aber – zeitlebens! – weder ändern noch verfälschen.