Diesmal mit Feminismus, Hate Zeugs, Deeskalation und Hebammen.

Feminismus:

Ich finde das Interview mit Laurie Penny sehr peinlich.

Und sogar für diese Frauen bedeutet Work-Life-Balance Work-Work-Balance. An ihrem bezahlten Arbeitsplatz arbeiten sie für Geld, zu Hause für Mann und Kinder. Es ist also eine endlose Plackerei. So sieht Frauenemanzipation heute aus.

Und ich finde es aus einem Grund peinlich:

Weil es im Jahr 2015 immernoch erforderlich ist, solche Artikel zu schreiben.

Weil auch im Jahr 2015 Männer, die in die Elternzeit gehen, sich wahnsinnig modern und verantwortungsvoll vorkommen, und dann exakt die drei Monate Elternzeit machen, die erforderlich sind, um für den maximalen Zeitraum Elterngeld zu kassieren.

Weil bei der Einstellung von Frauen in verantwortlicher Position der Spruch „die wird bestimmt nicht gleich schwanger“ eine Umschreibung von „lebt in gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaft“ ist.

Leute! Wir sind im 21.  Jahrhundert!

Hater & Gamergate:

Nerdcore hat einen langen Text dazu geschrieben, der von Mina (leider mal wieder im Non-Mention-Style, so dass es wohl zunächst unterging) kritisiert wurde. Sie lieferte dann Links auf eine Text zum Gamergate von sich selbst und einen auf Herzteile.

Man erkennt nach Lektüre der drei Texte, dass Nerdcore durchaus relativiert hat, Ich hab michmit dem Gamergate kaum befasst und hatte erst nach Lektüre von Minas Text einen Eindruck, welches Ausmaß die Sache hatte.

Was ich an Nercores Text aber gut finde: Dass er, wie Mina schrieb, in der Gamergate-Szene rumgeht und beworben wird. Auch, wenn das geschieht, weil Gamergate durchaus kleingeredet wird, lenkt er den Blick aber auf das generelle Problem mit Hatern:

Viralität hat eine Outrage-Bias, weshalb sich der Kommunikationsraum Internet zunehmend über Zeit selbst vergiftet. Unsere Werkzeuge dagegen (Blocklisten, Melde-Mechanismen, Katzenvideos) sind zu langsam oder zu pauschal und ungenau.

Deeskalation:

Manchmal sind Missverständnisse vorhersehbar. willsagen.de hat eine pragmatische Lösung, wenn man vor einer Situation steht, in der vorhersehbar geflucht und geschimpft wird: Man spricht vorher drüber, und wenn das zu transportierende Sofa einem dann auf den Fuß fällt kann man loslegen.

Ganz wichtig, in vielen Situationen: Drüber sprechen. Miteinander.

Hebammen:

Ich finde die Aussage, die man immer wieder hört, dass die von den Krankenkassen mit mauen Argumenten vorgegebenen Haftpflichtversicherungssummen für Hebammen nicht mit der Intention eingeführt wurden, Frauen (Entscheidungs)freiheiten zu entziehen.

Wohl aber tun sie das und ich wette, gäbe es eine ähnliche Situation bei uns Männern, würde anders gehandelt.

Tatsächlich geht es um unser auf Regelwerten festgezurrtes effizienzbasiertes Gesundheitssystem. Den Patienten mal als Ganzes zu sehen ist schwierig. Eine Schwangere braucht nicht nur Ultraschall und andere Vorsorgeuntersuchungen, sondern auch ein offenes Ohr. Der werdene Vater übrigens nicht weniger, aber dass wir Hulfe brauchen geben wir Männer ja selten zu.

KassenärztInnen und Klinken können das Zuhören und das Eingehen auf die individuellen Probleme und Ängste der Schwangeren aber nicht leisten, weil sie nur magere Pauschalen bekommen:

Meist dominierten aber Angst und Zeitdruck das Geschehen. Und Angst vor wirklichen Katastrophen, vor Klagen oder auch „nur“ von der Rechtfertigung in der morgendlichen Teambesprechung.

Auch ich habe Frauen mitten im guten Geburtsverlauf aus der Wanne “gezerrt”, weil der Oberarzt im Dienst war, der keine Wassergeburten mochte. Ich habe Frauen zum Kaiserschnitt vorbereitet, obwohl ich sehr sicher war, dass mit etwas mehr Zeit und Ruhe dieses Kind sicher spontan geboren werden kann. Ich habe Wehentröpfe angehängt, die der Beginn von Interventionskaskaden waren, die viel zu oft in einer operativen Geburt endeten.

 

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