Juhu! Endlich mal ein Posting mit regionalem Bezug! Es geht um die Verkehrsplanungen in dem kleinen Ort, in dem ich lebe. Vorst, Teil der im Zuge der Gebietsstrukturreform künstlich gegründeten Gemeinde Tönisvorst.
Auslöser dafür, dass ich mir Gedanken gemacht habe, ist der Tod einer 13jährigen Schülerin, die an der Bushaltestelle von einem Autofahrer überfahren wurde, der am haltenden Bus vorbeifuhr.
Ihre Eltern verdienen unser Mitgefühl und engagieren sich nun für eine Verkehrsregelung, die das Risiko an dieser Stelle mindert.
Ich habe dazu in der örtlichen Facebook-Gruppe mal was visualisiert und stelle anhand der Diskussion fest, dass das Problem noch viel größer ist, als es auf den ersten Blick erscheint.
Zunächst die Situation: Durch Vorst verläuft die L475, eine Durchgangsstraße. In den Stoßzeiten ist dort ziemlich viel Verkehr.
In den Stoßzeiten möchte man insbesondere Kindern, älteren Menschen oder Menschen, die beispielsweise einen Kinderwagen schieben, nicht zumuten, die Straße irgendwo zu überqueren. Daher hat die Stadt Möglicheiten geschaffen:
Unter „Querungshilfen“ versteht man im Stadtplanerdeutsch Verkehrsinseln.
Man fragt sich als Zugezogener, warum die zwei Bedarfsampeln so scheinbar wahllos installiert wurden. Die eine ist weniger als 50m von der Fußgängerampel an der Kreuzung entfernt!
Die Lösung ist einfach, wenn man sich die Lage der Grundschule, der Turnhallen und einer Kita ansieht:
Die Bedarfsampeln gehören zum sicheren Schulweg, der durch die Spielstraße im Ortszentrum führt.
Das Mädchen fand seinen tragischen Tod nun kurz vor der Oedter Straße, als sie die Hauptstraße überquerte, um auf die leicht versetzt gegenüber liegende Eichenstraße zu gelangen. Von ihrer Bushaltestelle aus sind beide Verkehrsinseln so weit entfernt, dass sie nicht ernsthaft als Hilfe in Frage kommen:
Die roten Punkte zeigen die Haltestellen der Linien 62 und 64 an. Auf diese Busse sind alle angewiesen, die in Richtung St. Tönis/Krefeld oder Viersen wollen. Beispielsweise sind alle weiterführenden Schulen der Stadt in St. Tönis.
Angesichts der Querungsmöglichkeiten stellt man nun fest, dass zwar innerhalb von Vorst ein sicherer Schulweg eingerichtet, aber der Bereich der Süchtelner Straße für alle, die nicht zur Grundschule wollen, vernachlässigt wurde.
Zwar kommen Kinder zur Grundschule oder zur Turnhalle auf einem sicheren Weg. Wenn aber ein Kind beisielsweise vom Donkweg zum Spielen zu einem anderen Kind auf der Dellstraße will, muss es entweder einen lästigen und unrealistischen Umweg in Kauf nehmen – oder die Durchgangsstraße auf Höhe der Oedter Str. unsicher überqueren.
Auch die Fahrgäste der Buslinien können Querungsmöglichkeiten zum größte Teil nicht ohne Umwege in Anspruch nehmen. Die Einzugsgebiete der einzelnen Haltestellen zeigen, dass die Haltestelle Oedter Str. flächenmäßig den größten Teil von Vorst bedient. Das sollte sich auch in der Zahl der EinwohnerInnen wiederspiegeln, die dort ein- und aussteigen.:
Hier habe ich einmal versucht, die Gebiete zu kennzeichnen, deren BewohnerInnen wohl zum Erreichen einer der Haltestellen der Linien 62 und 64 die L475 außerhalb der Querungsmöglichkeiten überqueren werden:
Dazu kommt – wie sich in der Diskussion auf Facebook ergeben hat – dass die Verkehrsinsel links auf der Süchtelner Straße einfach weitgehend zwecklos ist. Sie ist an einer suboptimalen Stelle und zudem so schmal, dass ein Kinderwagen (oder schon ein Rollator) nur quer zur Fahrtrichtung Platz findet und dann schon in der Grünfläche steht.
Zudem haben nur die AnwohnerInnen des kleinen weißen Flecks im sogenannten Musikantenviertel etwas von ihr, weil sie nur ohne Umweg über die Bachstraße zu L475 gelangen.
Was würde helfen?
Eine weitere Querung auf Höhe der Oedter Str. ist ganz offensichtlich notwendig. Die dortige Haltestelle versorgt den flächenmäßig größten Teil von Vorst. Menschen, die aus den im letzten Bild markierten Bereichen zu Schule oder Arbeit Richtung Viersen (Busbahnhof), Süchteln, St. Tönis oder Krefeld müssen, überqueren einmal am Tag die Hauptverkehrsstraße, ohne einen Überweg nutzen zu können.
Zudem ist die Verkehrsinsel Richtung Süchteln relativ unbrauchbar und an einem Ort, an dem sie für die meisten Menschen Umwege erfordern würde.
Mein persönlicher Vorschlag ist daher eine Querung auf Höhe der Haltestelle Oedter Straße – die würde sogar zwischen die beiden leicht versetzten Haltestellen der verschiedenen Fahrtrichtungen passen. Wenn man keine Ampel finanzieren will, wäre ein deutlich markierter Zebrastreifen auch eine Alternative.
Die dysfunktionale Verkehrsinsel könnte man auch durch einen Zebrastreifen ersetzen. Wobei es angebracht wäre, vorher zu erheben, ob sie bei ihrer unglücklichen Lage überhaupt von irgendjemand genutzt wird.
Auch hier wäre eine Verlegung unmittelbar zur Haltestelle eine gute Idee.