Wie gestern geschrieben: Ich mag Geschichten, die überraschend werden, ohne an den Haaren herbeigezogen zu sein. So, wie Fractured.

Eine ganz normale Szene: Familie Monroe kommt vom Thanksgiving bei den Großeltern zurück und hält an einer Tankstelle, irgendwo an einer der endlosen Landstraßen der USA.

Peri, die kleine Tochter (Lucy Capri) vermisst nach dem Besuch der Toilette etwas, die Mutter Joanne (Lily Rabe, die in American Horror Story unter anderem die Hexe Misty Day spielt) schaut auf der Toilette der Tankstelle nach, der Vater durchsucht das Auto.

Ein paar Meter weiter ist eine Baustelle, Peri ist neugierig und plötzlich taucht ein Hund auf, von dem sie sich bedroht fühlt.

Sie schreit, Ray, ihr Vater (Sam Worthington) sieht die Gefahr: Tritt Peri nur einen Schritt zurück, stürzt sie in den Abgrund der Baustelle auf eine Betondecke.

Er versucht, den Hund mit einem Steinwurf zu verjagen, da stürzt Peri in den Abgrund. Ray springt hinter ihr her, versucht sie zu retten, schlägt neben ihr auf den Beton.

Als er wieder zu sich kommt, liegt Peri regungslos auf dem Boden und Joanne schreit auf ihn ein, was er jedoch alles nur durch einen Schleier wahrnimmt.

Er reisst sich zusammen, inzwischen ist Peri wieder ansprechbar und klagt über Schmerzen in ihrem Arm. In der Nähe ist ein Krankenhaus, Ray hatte den Wegweiser gesehen, und bis ein Krankenwagen bei ihnen wäre, wären sie schon selber längst in der Klinik.

Ray rast mit Frau und verletztem Kind zum Krankenhaus – wo die Notaufnahme überfüllt ist. Auch in Deutschland wäre ein ansprechbares Kind ohne blutende Wunden nach der Manchester-Triage nicht gerade als erstes untersucht worden. Also heißt es warten.

Als sie an die Reihe kommen gibt es erst Probleme mit seiner Versicherung. Da ist noch seine erste Frau im Computer eingetragen, und auch sonst ist alles absurd kompliziert.

Schließlich wird Peri untersucht, der Arm scheint gebrochen, und der Arzt möchte aus Sicherheitsgründen eine Computertomographie des Kopfes machen, zu der Joanne das Kind begleitet.

Ray sitzt inzwischen im Wartebereich und döst weg.

Abends wacht er auf, Frau und Kind sind noch nicht wieder bei ihm. Er fragt, wo sie seien, aber das komplette Personal ist durch einen Schichtwechsel ersetzt. Niemand erkennt ihn, er erkennt niemanden, im Computer ist kein Hinweis, dass Peri und Joanne je in der Klinik waren.

Er wird aggressiv, versucht, in die Behandlungsräume vorzugringen, bis ihn die Security rauswirft.

Eine typische Geschichte also eines durchschnittlichen Mannes, der zum Helden wird, als er seine Familie retten muss, Die Hard, nur im Krankenhaus halt und ohne Terroristen.

Es lohnt sich aber trotzdem, dran zu bleiben.

Immer wieder blitzen Bilder vor seinem geistigen Auge auf: Seine erste Frau, hochschwanger, der Autounfall, den er verursacht hatte, und den weder sie noch das ungeborene Kind überlebt haben.

Joanne, Peri, die Baustelle, der Hund.

Zwei Streifenbeamte der Polizei glauben seine Geschichte und helfen ihm. Der Arzt, der Peri untersucht hatte, wird aus dem Feierabend gerufen und versucht, die Angelegenheit in der Klinik zu klären.

Nicht Peri sei untersucht worden, Ray sei alleine gewesen und seine Kopfverletzung sei untersucht worden.

Ray erinnert sich an das Gespräch mit der Verwaltungskraft bei der Aufnahme von Peri. Eine penetrante Nachfrage, ob die Eltern gegebenenfalls einer Organspende zustimmen würden, im Fall der Fälle.

Wer keine Lust auf Spoiler hat (und sich den Plottwist nicht verderben will) schaltet jetzt am besten auf Netflix um und guckt den Film. Alle anderen klicken bitte unten auf „Seite 2“

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