Künstliche Inteligenz, so die große Angst, könnte uns einmal unterjochen, wie es in einschlägigen Geschichten (I, Robot, oder Terminator) erzählt wird. Momentan ist sie eher nützlich – weil generative KI Inhalte erzeugen kann und gleichzeitig durch ihre Schwächen dafür sorgt, dass man sich mit ihren Ergebnissen selber schnell als der Clown erkennbar machen kann, der man tatsächlich ist.
Es geht um die AfD. Deren Wahlspruch „Deutschland, aber normal“ macht sich für die Anhänger:innen der blaubraunen, gerichtlich bestätigt als Verdachtsfall beobachteten Partei, wirklich hübsch auf Plakaten und Sharepics.
Insbesondere die alten Werte, wie zum Beispiel eine Familie auszusehen hat, nimmt man ja gerne als Definition von „normal“. „Die Ehe für Alle“ ist nach dieser Definition nicht „normal“, und wenn so eine Ehe dann auch noch Kinder hat (Oh! Mein! Gott!) oder eine:r der Ehepartner:innen nicht mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht d’accord ist… Puh, da dreht sich die Welt eines Ewigvorgestrigen natürlich wie ein Karussel.
Also, dachte sich jemand, zeigen wir mal, wie die Deutsche Familie im Sinne von „Deutschland, aber normal!“ aussehen muss.
Bloß: Es gab wohl kein Bild einer „normalen“ Familie, das man nutzen durfte, also beschrieb man einer KI, wie eine normale deutsche Familie aussehen soll.
Und dann kam das raus, was hier als Screenshot wiedergegeben ist.
Generative KI ist momentan nicht in der Lage, das Bild eines Lebenwesens anatomisch korrekt zu zeichnen, da die KI die Anatomie nicht kennt.
Sie kennt nur haufenweise Bilder entsprechender Lebewesen und kombiniert die Erfahrungen, was da zu sehen ist, bei jedem neuen Bild so, dass es statistisch gesehen plausibel ist. Anatomisch oder physikalisch plausibel ist es aber nicht zwingend
Das hat schon manche KI-erzeugten Bilder auffliegen lassen, wie ich hier schon im Zusammenhang mit Händen beschrieben habe. Im November wurde so ein gefaktes Bild eines Jungen in einem Trümmerhaufen im Gaza-Streifen enttarnt – die Katze, die er umklammert hielt, hatte fünf Beine.
Das Bild in unserem Fall ist aber so schräg, dass man schon fast an einen neuen Film von David Cronenberg, den Meister des Body-Horrors, denken muss.
Fangen wir mal mit dem Groben an. Das Bild zeigt eine blonde Frau und einen brünetten Mann, die zusammen ihr vermutlich gemeinsames Kind halten und für das Foto posieren.
Sucht man den Körper der Frau von der Hüfte abwärts, kommt man zum Schluss, dass sie diesen entweder in einer anatomisch höhst interessanten Pose hinter dem Körper ihres Mannes versteckt hält – oder, dass es sich um siamesische Zwillinge handelt. Was schon aus öffensichtlichen Gründen nicht sein kann.
Schauen wir uns weitere Details an. Den rechten Arm der Frau zum Beispiel. Der geht, hinter der Hand des Vaters, augenscheinlich direkt in das rechte Bein des Babies über.
Zumindest ist nicht im Ansatz plausibel, wo sie den Arm sonst versteckt hat. Noch verwirrender wird es, wenn man mal das linke Bein des Kindes scheinbar aus dem Stricktop der Mutter hervorlugen sieht, das rechte Bein aber komplett nackt ist.
Der rechte Arm des Babies hingegen endet unter dem linken Arm, des Vaters, mit dem er das Kind umfasst. Auch hier ist eine andere Lösung unplausibel.
Aber dass der Arm dort endet ist für das Baby offensichtlich nicht schlimm, denn ihm wächst ein vermutlich dritter Arm aus dem Rüclken, der hinter dem Baby und vor dem Körper der Mutter deutlich zu erkennen ist.
Offensichtlich haben die Urheber dieses Bildes nicht nur kaum Ahnung von den Hilfsmitteln, die sie benutzen, sondern auch noch absolut keine Selbstreflexion. Denn diese Fehler im Bild sind so offensichtlich, dass man die Arbeitsweise des Tools nicht kennen muss, um sie zu erkennen.
Das Bild ist auch ohne das AfD-Logo unangenehm, weil es eben anatomisch inkorrekt ist. Der Kontext, in dem es hier von ebenfalls rechtsaußen stehenden Leuten auf einer Seite zur Re-Automobilisierung der Innenstadt von Steyr gepostet wurde, ist auf mehreren Ebenen genauso unangenehm.
Die sind nämlich technologieoffen, „solange hinten Gas rauskommt.“