Kognitive Dissonanz bei der FAZ und Lustiges mit der DSGVO
In Viersen wurde ein Mädchen getötet und der Täter war kein Nordafrikaner, was die Schreirassisten natürlich spontan erstummen ließ. Ekelhaft, wie versucht wird, Tode gegeneinander auszuspielen. In diesem Zusammenhang hab ich zur Kriminalstatistik gegooglet und bin mehrfach auf die FAZ gestoßen.
„Wir müssen nicht alle integrieren“ schrieben Richard Arnold und Boris Palmer am 13. Juni. Tenor:
Flüchtlinge sind keine Heiligen, sie sind Menschen. Also begehen sie Straftaten, auch Morde. Wenn eine Gesellschaft in kurzer Zeit mehr als eine Million Flüchtlinge aufnimmt, dann führt das zwangsläufig zu mehr Straftaten. Die Asylbewerber, die wir seit 2015 aufgenommen haben, sind aber leider über dieses erwartbare Maß hinaus kriminell auffällig geworden. Obwohl sie nur 1,5 Prozent der Bevölkerung ausmachen, stellen sie bereits 8 Prozent der Tatverdächtigen, bei den schweren Straftaten gehen sogar 15 Prozent auf ihr Konto.
Dass Boris Palmer sowas sagt ist nicht verwunderlich, denn er verwechselt ja öfter mal Statistik mit Politik. Manchmal bemerkt er es dann auch. Denn diese Zahlen einfach so neben einander zu stellen, das ist unzulässig. Hab ich auch schon oft drüber geschrieben. Und die FAZ lustigerweise auch. Denn am selben Tag erklärt Justus Bender uns, warum die Zahlen der AfD zur Kriminalstatistik schon grobe Lügen sind:
„Alter und Geschlecht sind Merkmale, die mit Kriminalität eng zusammenhängen. Schon unabhängig vom Alter ist die Kriminalitätsbelastung deutscher Männer etwa dreimal so hoch wie bei Frauen“, teilt das Bundeskriminalamt mit. Unter Zuwanderern ist die besonders kriminalitätsbelastete Gruppe junger Männer überrepräsentiert.
Zur Frage, ob also Flüchtlinge unsere Kriminalitätsrate ins Unermessliche steigern, kann man seriös nichts sagen, es sieht aber derzeit nicht danach aus, als ob es so sei. Jedenfalls angesichts der Statistik und nicht der Pressemeldungen.
Tatsächlich taugt die Polizeiliche Kriminalstatistik herzlich wenig als Grundlage für politische Äußerungen, wie Marlene Grunert in der FAZ schon am 8.5. schrieb. Und das, was Palmer und Arnold da als Kommentar schreiben, ist eine politische Äußerung. Reinhard Müller kommentierte Ende April noch, dass der Staat eine Schutzpflicht uns BürgerInnen gegenüber habe, und immerhin die illegalen Grenzübertritte zurück gegangen seien. Er übersieht dabei, dass die Zahl durch die Flüchtlinge so hoch ist, und deren Zahl schon von sich aus, also ganz ohne Polizeiarbeit gesunken ist. Zudem heilt der Anspruch auf den Flüchtlingsstatus aus der Flüchtlingskonvention den zunächst illegalen Übertritt in der Sekunde, wo sie sich als Flüchtlinge zu erkennen geben.
Aber das stand ja auch nur in etlichen juristischen Blogs und Fachartikeln. Wenn man über Gesetze und Paragraphen schreibt, muss man ja nur einen Taxifahrer als Berater hinzuziehen, keinen JuristInnen.
Aber auch eine gute Nachricht liest die FAZ aus denselben Zahlen: Es wird faktisch sicherer, gefühlt jedoch nicht. Obwohl wir so wenige Straftaten hatten wie zuletzt 1992 ist die Angst, zum Opfer zu werden, gewachsen.
Woran das liegt wäre jetzt zu erforschen, ich tippe mal auf reißerische Artikel über Einzelfälle und grob falsche Interpretationen der Kriminalstatistik durch PolitikerInnen und Medien. Aber das ist nur so eine Idee.
DSGVO. Ich hab ein Plugin aus WordPress wieder gelöscht. WP DSGVO bzw. WP GDPR heißt es und es hat zweimal gestört.
Eigentlich hatte ich es installiert, weil es eine automatisierte Selbstauskunft an Webseitenbesucher bietet und zugleich eine Datenschutzcheckbox vor die Kommentare klemmt. Als ersten Fauxpas lernte es nicht nur, einen Cookiehinweis vor die Website zu schalten, sondern aktivierte dieses Feature ungefragt nach dem automatischen Update.
Und dann hat sich da in den Updates irgendwas geändert, was dazu führte, dass es sich mit dem Plugin WPDISCUZ gebissen hat und gar keine Kommentare mehr möglich waren. Den Datenschutzhaken kann aber WPDISCUZ auch liefern, nur nicht so schön.
Sei es drum.
Und Ihr so?