…oder zumindest ein Bisschen Spaß mit fassungslosen Call-Center-Agents haben.

Es ist wieder passiert: Irgend ein netter Mensch hat meine Handynummer bei irgendeinem Gewinnspiel eingetragen. Und jetzt kommen SPAM-Anrufe an.

Der erste Anruf kam noch von einer halbwegs seriösen Firma, die mich nach meinen Erfahrungen mit meinem Energieversorger fragen wollte. Rein als Umfrage getarnt, denn am Ende war es natürlich eine Firma XY-Energievertrieb.

Ich fand die Firma noch während des Telefonats im Internet, verlangte per Mail sofort die Quelle der persönlichen Daten und erhielt sie.

Mit einer russischen Freemail-Adresse, einer Wohnanschrift in einem kurz vorher zwangsversteigerten Mehrfamilienhaus in Duisburg Marxloh und meiner Handynummer hatte ich mich angeblich um irgendwelche Einkaufsgutscheine eines Elektromarkts beworben.

Die Adresse in Marxloh war vermutlich ein Haus mit Wohnungsleerstand, das als Toter Briefkasten für den Gutschein diente. Und meine Handynummer war jetzt im auf entsprechenden Listen im Handel bei einigen mittel- bis unseriösen Vertriebsfirmen.

Der Energievertrieb blieb die einzige der mich anrufenden Firmen, die ich im Internet finden konnte.

In den letzten Monaten hatte ich eine Reihe Werbeanrufe, die auch durch Beschimpfungen und und Drohungen den Call-Center-Agents gegenüber nicht aufhörten.

Mir ist natürlich klar, dass diese „Special Agents“ selber nur Opfer einer ausbeuterischen und im Illegalen operierenden Branche sind. Viele sind sogar von der Arbeitsagentur dorthin geschickt worden oder wollten sich einfach, manchmal von zu Hause, was dazu verdienen. Diese Masche wird seit den 90ern immer wieder durchgezogen, wie ich schon für Telepolis mal ausgeführt habe.

Rechtlich gegen die anrufenden Firmen vorzugehen ist schwierig, da sie faktisch immer mit Großkundenaschlüssen ans Telefonnetz angebunden sind und immer wieder wechselnde Rufnummern aus ganz Deutschland vorschieben. Dank VoiP und Weiterleitungen auch, wenn das Personal von zu Hause arbeitet.

Tatsächlich funktionierte der Versuch, den Anruf nicht entgegenzunehmen und zurück zu rufen, um direkt die Firmenleitung zu erreichen, deshalb nie, weil die zum Anruf vorgegaukelten Nummern samt und sonders gar nicht vergeben waren.

Der Versuch, an die richtige Rufnummer zu gelangen, von der aus der Anruf getätigt wurde, scheitert erfahrungsgemäß daran, dass die Telefonunternehmen das gar nicht wollen, wie ich in Sachen SMS-Spam mal – auch für Telepolis – recherchiert habe.

Auch Beschwerden bei der Bundesnetzagentur verliefen aus demselben Grund im Sande.

Was tun?

Ich gehe inzwischen auf die AnruferInnen ein – aber anders, als sie es in ihren Gesprächsschemata vorgegeben haben. Die Gespräche laufen ungefähr so:

„Guten Tag, spreche ich mit Herrn König?“

„Der ist am Apparat.“

„Mein Name ist Müller von der Irgendwas GmbH und ich rufe an, um…“

Hier hake ich ein:

„Ich hab Sie nicht verstanden. Können Sie mir den Firmennamen mal buchstabieren?“

Der Name wird buchstabiert oder man druckst rum. Egal, ich hab jetzt die Kontrolle über das Gespräch.

„Und woher haben Sie meiner Rufnummer?“

„Sie haben bei einem Gewinnspiel im Internet mitgemacht und Ihre Rufnummer angegeben.“

„Nein, habe ich nicht. Wo soll das gewesen sein?“

Manchmal versuchen die Special Agents, zu diskutieren, auf alle Fälle haben sie nur die Rufnummer vorliegen und können die Fragen gar nicht beantworten.

„Ok, dann sagen Sie mir doch die Adresse Ihrer Firma, damit ich eine Anfrage nach der DSGVO stellen kann, was Sie alles über mich gespeichert haben und so.“

In allen (!) Fällen kam bisher die Antwort:

„Die Adresse der Firma weiß ich nicht.“

„Äh, dann wissen Sie also gar nicht, wo Sie arbeiten? Wie kommen Sie denn jeden Tag ins Callcenter, ich höre da im Hintergrund Kollegen von Ihnen.“

Die AgentInnen sind nun meist verwirrt, einer hat versucht, das eigentliche Thema anzuschneiden, ich bestand aber darauf, zumindest zu wissen, mit welcher Firma ich spreche und wie ich die erreichen könne, sonst ginge es nicht weiter.

Egebis:

Es gab nie eine Adresse, aber die Anzahl der Anrufe hat inzwischen massiv abgenommen.

Anscheinend wird dieses Nachhaken und in Frage stellen als bedrohlich empfunden – zumindest als bedrohlicher, als wenn man direkt mit wüsten Beleidigungen oder Auflegen reagiert.

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